Im Gespräch mit Lars Lange, Geschäftsführer der Stadtwerke Reichenbach/Vogtland GmbH,
über Wanderlust und Energie
Das im südwestlichen Ausläufer des Erzgebirges liegende Vogtland ist unter anderem für seine malerische und ausdrucksstarke Landschaft bekannt. Heilquellen und traditionelle Kurorte sind fester Bestandteil der leicht hügeligen Berglandschaft. Zahllose Wander- und Radwanderwege führen durch großflächige Wälder und bildschöne Täler bis hin zu beeindruckenden Aussichtspunkten wie der größten Ziegelstein-Brücke der Welt: der Göltzschtalbrücke. Diese beeindruckende Kulisse und die eigene Wanderlust sowie die tiefe Verbundenheit zum Vogtland haben die Stadtwerke Reichenbach/Vogtland dazu inspiriert einen eigenen Energie-Wanderweg zu gestalten.

Offizielle Inbetriebnahme des Wanderweges gemeinsam mit Oberbürgermeister Raphael Kürzinger, Geschäftsführer Lars Lange, Vertretern der DKB-Bank und Landwirtinnen sowie Stadtwerke-Maskottchen „enrigo“. Foto: Stadtwerke Reichenbach/Vogtland GmbH.
Herr Lange, seit unserem letzten Interview in AKTUELLES vom 19. Juni 2020 sind einige Monate verstrichen. Es gibt Neues zu berichten, die Stadtwerke Reichenbach/Vogtland, so die Website, haben ein spannendes Projekt umgesetzt.
Unter dem Motto „ENERGIE ERLEBEN!“ haben Sie vergangenes Jahr am 24.09.2020 gemeinsam mit Landwirtinnen und der DKB Deutsche Kreditbank AG einen Energiewanderweg eingeweiht.
Wie kam es dazu, wie ist die Idee eines Energiewanderweges entstanden?
Die Idee kam mir im Rahmen unseres Jubiläumsjahres 2017, als wir verschiedene Aktionen zu „25 Jahre Stadtwerke Reichenbach“ vorbereiteten. Der Grundgedanke war, etwas Bleibendes zu schaffen, unser schönes Vogtland und Energie miteinander zu verbinden. Ich bin selbst ein großer Wanderfan und oft in Österreich zu Gast. Dort ist es auch gelungen, Energieerzeugung und das Wandererlebnis auf unterhaltsame Weise in Verbindung zu bringen. Warum soll das nicht auch bei uns funktionieren?
Der Verlauf unserer Rohbiogasleitung, vom Standort der Agrargenossenschaft in Rotschau bis zum Heizkraftwerk am Obermylauer Weg, gab die grobe Richtung vor und so hatten wir zumindest eine Basis, auf der sich gut aufbauen ließ.
An wen wendet sich dieses Angebot insbesondere?
Vereinfacht gesagt, an jeden, der sich gern in der Natur bewegt und sich für energietechnische Anlagen interessiert. Das schließt Familien ebenso ein wie Schulklassen oder Vereine.
Bildung ist vermutlich die beste Voraussetzung, Nachhaltigkeit im eigenen Handeln zu entwickeln. Der Energiewanderweg liefert viele anschauliche Informationen rund um das Thema Energie und wäre sicherlich auch perfekt für Schulklassen geeignet, gibt es besondere Angebote für diese?
Daran arbeiten wir. Im Moment untersuchen wir, welche Art der Wissensvermittlung direkt am Wanderweg am besten geeignet ist. Dabei sind wir digitalen Lösungen genauso aufgeschlossen wie cleveren analogen Varianten.
Von der Idee, über die Planung bis hin zur Umsetzung ist sicherlich einige Zeit ins Land gegangen…
Diese Zeit haben wir uns bewusst genommen und uns lokale „Wanderkompetenz“ ins Boot geholt. Der Göltzschtalwanderverein kennt sich im Vogtland, speziell im nördlichen Teil, bestens aus. Die Mitglieder haben uns aktiv bei der Festlegung der Wanderroute und bei der Anbringung der Wegweiser unterstützt.

Die Wetterstation der Stadtwerke Reichenbach/Vogtland im Park der Generationen. Foto: Stadtwerke Reichenbach/Vogtland GmbH.
Wie bereits erwähnt haben die Stadtwerke Reichenbach/Vogtland den Energiewanderweg gemeinsam mit Landwirtinnen und der DKB Deutsche Kreditbank AG eingeweiht. Waren noch weitere Unternehmen oder Personen an diesem Projekt beteiligt?
Mit Lars Bittermann, Geschäftsführer der Agrargenossenschaft und Biogaslieferant standen wir im regelmäßigen Austausch. Er hat den Wanderweg entlang seines Standortes neu aufbereitet und auch die Etablierung eines Rastplatzes in Rotschau angeregt. Harald Meckel, Vorstand des Göltzschtalwandervereins, war ebenfalls zur Einweihung mit am Start, genauso wie Sebastian Hendel, von den Stadtwerken gesponserte Reichenbacher Langstreckenläufer und potentieller Teilnehmer an den Olympischen Spielen in Tokio 2021.
Wenn man die Strecke selbst einmal ablaufen möchte, wie viel Zeit muss man hierfür einplanen und welche Entfernung hat man am Ende zurückgelegt?
Für die etwa acht Kilometer lange Strecke benötigt man bei entspanntem Lauftempo circa zwei Stunden. Man sollte jedoch unbedingt beim Blick auf die Göltzschtalbrücke eine Pause einlegen, um die wunderschöne Aussicht zu genießen.
Unterwegs trifft man auf verschiedene Stationen. Welche sind das im Einzelnen und in welcher Form werden dort Informationen für die „Energiewanderer“ zur Verfügung gestellt?
Derzeit findet man die Beschreibungen der technischen Anlagen in Form eines Videos auf unserer Website. In dem Clip läuft Sebastian Hendel die Wegstrecke ab und verweilt jeweils an Trafostation, Elektro-Ladesäulen, Gasregelstation, Freileitungen, Wetterstation, der Biogas-Anlage, einer Photovoltaikanlage und am Umspannwerk, deren Betriebsweise im Video kurz erläutert wird.
Eine Wanderwegskarte steht ebenfalls zum Download zur Verfügung (unter: www.swrc.de).
Sie haben gerade erwähnt, dass es auf dem Energiewanderweg eine Wetterstation gibt. Wofür wird diese benötigt beziehungsweise wofür haben die Stadtwerke Reichenbach/Vogtland eine eigene Wetterstation?
Die Station wurde anlässlich der 5. Sächsischen Landesgartenschau 2009 auf dem ehemaligen Landesgartenschau-Gelände, heute Park der Generationen, installiert.
Hier sammeln wir Wetterdaten wie Windgeschwindigkeit und -richtung, Temperatur und Werte zur Globalstrahlung. Ausgewählte Daten werden auf dem ebenfalls im Park befindlichen Display für die Besucher angezeigt.
Für uns bedeuten die Aufzeichnungen wichtige Informationen für die Prognose von Strom- und Gasbezugsmengen und auch für die Einspeisemengen aus Photovoltaik-Anlagen.

Wenn Sie den Energiewanderweg einmal aus ihrer persönlichen Perspektive betrachten, was können Sie Besonderes empfehlen?
Einmal die Steigung mit einem Höhenunterschied von 100m 🙂 (sog. Krankenhausberg). Natürlich auch die verschiedenen Blickwinkel auf unser Reichenbach (auf den Wasserturm, den Ortsteil Rotschau) und ins Vogtland mit dem Blick auf die Göltzschtalbrücke. Schöne Topographie.
An der Einweihung ihres Energiewanderweges am 24.09.2020 haben zahlreiche Gäste und Mitarbeiter der Stadtwerke Reichenbach/Vogtland teilgenommen. Welches Feedback haben Sie von ihren damaligen Gästen erhalten?
Die Gäste kamen aus ganz Sachsen und Berlin. Sie waren begeistert von der Landschaft, aber auch interessiert an den Erläuterungen unserer Mitarbeiter zu den jeweiligen technischen Anlagen. Lob gab es zudem für die Stadt Reichenbach selbst, die „kleine aber feine“ Innenstadt und die Sauberkeit kamen besonders gut an. Mit unserer kompletten Belegschaft sind wir den Weg bereits vor drei Jahren gemeinsam gelaufen, man spürte die enge Verbundenheit zur Region und vor allem das Gemeinschaftsgefühl.
Der Energiewanderweg ist ein Angebot, welches auch trotz der Corona-Pandemie (selbstverständlich entsprechend den gesetzlichen Bestimmungen) von den Bürgern Reichenbachs genutzt werden kann.
Haben Sie Kenntnis davon, wie der Energiewanderweg in den letzten Monaten von den Bürgern angenommen beziehungsweise reflektiert wurde?
Der Göltzschtalwanderverein organisiert jährlich im Mai einen Familien-Wandertag. Der Energiewanderweg wurde 2018 in das Wegstrecken-Angebot integriert und seither auch aktiv genutzt.
Auch unsere Mitarbeiter und deren Familien haben Gefallen am Wanderweg gefunden, wie mir zu Ohren kam. Das freut mich sehr.
Wenn Sie an die Zukunft des Energiewanderweges denken, sehen Sie dann weitere hinzukommende Stationen, Angebote von verschiedenen Aktionen seitens der Stadtwerke Reichenbach/Vogtland oder möglicherweise eine Erweiterung des Energiewanderweges beispielsweise durch eine weitere Sehenswürdigkeit Reichenbachs?
Mir schwebt vor, unser Heizkraftwerk am Obermylauer Weg früher oder später in die Wegstrecke des Energiewanderwegs mit einzubinden. Dort endet auch die Rohbiogasleitung und damit wären alle wichtigen Komponenten unserer energietechnischen Anlagen integriert.
Eine weitere Möglichkeit wäre, das im Jahr 2022 hinzukommende Konzessionsgebiet des Reichenbacher Ortsteils Mylau in den Wanderweg aufzunehmen. Also die Ideen gehen uns erst einmal nicht aus.

Der Energie-Wanderweg entlang an den Stallgebäuden der Agrargenossenschaft bestückt mit Photovoltaik-Modulen. Foto: Stadtwerke Reichenbach/Vogtland GmbH.
Können Sie sich vorstellen, dass ein solcher Energiewanderweg beispielgebend für andere Stadtwerke sein kann und Nachahmer findet?
Das ist für mich gut vorstellbar, da sich auf diese Art und Weise die Identifikation mit der Region und gleichzeitig mit dem Energieversorger ideal verbinden lässt. Für uns die perfekte Kombination.
Vielen lieben Dank Herr Lange für die spannenden Einblicke. Ihnen, Ihren Mitarbeitern und den Stadtwerken Reichenbach/Vogtland alles Gute! AS
Das CEO-Interview mit Lars Lange auf AKTUELLES vom 19. Juni 2020 finden Sie HIER.
Den CEO-Film mit Lars Lange finden Sie auf dem YouTube-Energy-Channel der Vi-Strategie GmbH.
AS