„Eine zukunftsgerichtete Infrastruktur denken“, so lautet der Vortrag von Frank Mastiaux, Vorstandsvorsitzender der EnBW Energie Baden-Württemberg AG, zur 2. Erfurter Zukunftsrede am 19. Mai 2022, 18:00 in der Kaufmannskirche in Erfurt.
Nach der Rede sind eine moderierte Diskussion sowie ein Empfang geplant.
Vi-Strategie sucht bereits im Vorfeld einen ersten Meinungsaustausch zum Thema. Hier die Einschätzung von Bodo Ramelow, Ministerpräsident des Freistaats Thüringen (12):

Wenn wir in der aktuellen geopolitischen Situation von zukunftsgerichteter Infrastruktur sprechen, sprechen wir zwangsläufig von der Sicherheit unserer Energieinfrastruktur. Mit Putins völkerrechtswidrigem Krieg gegen die Ukraine hat der Kreml nunmehr entdeckt, wie er mit Energie als Waffe Europa unter Druck setzen kann.

Zur ökologischen Notwendigkeit einer umfassenden Transformation unserer Energieinfrastruktur treten damit außen-, sicherheits- und friedenspolitische Aspekte hinzu. Dem Weltklima hätten wir ohnehin viel früheres Handeln geschuldet. Der Krieg lässt jetzt kein Zögern mehr zu.
Um umsteuern zu können, bedarf es eines schnellen und gleichzeitig strukturierten Wandels. Die gesamte Klima- und Energiepolitik der Bundesregierung muss auf neue finanzielle und inhaltliche Beine gestellt werden, um hier zu einer Beschleunigung zu gelangen, die uns die aktuellen Umstände auferlegen. Dabei muss dieser avisierte Ausstieg aus der fossilen Energieerzeugung alle Bürger mitnehmen. Die notwendigen Investitionen müssen sich auch alle Menschen erlauben können, um nicht noch mehr Armut über die Energieversorgung zu erzeugen.

In einem vor kurzem gemeinsam von Kristina Vogt, Simone Oldenburg, Dr. Klaus Lederer und mir vorgestelltem Papier fordern wir deshalb ein Sondervermögen für Energiesicherheit, Energiesouveränität und ökologische Transformation, das im Zeitraum von vier Jahren 100 Milliarden Euro zur Verfügung stellen soll, um in entscheidenden Bereichen maßgeblich voranzukommen, um nicht weiterhin Spielball autoritärer Machtaspirationen zu sein, sondern endlich wirksam die Pariser Klimaschutzziele erreichen zu können.

Im Konkreten meinen wir damit u.a.:

Bodo Ramelow, Ministerpräsident des Freistaats Thüringen,
Foto: Thüringer Staatskanzlei (TSK). 

  1. eine temporäre Gaspreisdeckelung sowohl für private als auch gewerbliche Verbraucher, um sowohl die Wirtschaft am Laufen zu halten als auch kleine und mittlere Einkommen soweit zu entlasten, dass sie nicht unter den anziehenden Preisen zusammenbrechen. Niemand soll frieren!
  2. ein Investitionsprogramm für die Erzeugung grünen Wasserstoffes und ihre Infrastruktur.
  3. den massiven Ausbau des ÖPNV, der endlich ernst machen muss mit der Mobilitätsgarantie in städtischen und ländlichen Räumen.
  4. den Ausbau der Fachkräfteinfrastruktur des erweiterten Energiesektors über bundesweite Qualifizierungsprogramme.
  5. die Aufsattelung von Programmen zu warmmietenneutralen energetischen Sanierung von Gebäuden, vor allem in privater Hand.[1]

Ein solcher Ansatz trägt nicht allein der sozialen Arithmetik Rechnung, die eine echte Energiewende immer im Auge haben muss, sondern macht unsere Energieinfrastruktur krisenfest, klimafreundlich und zu einem Beitrag dazu, Putins Aggression zu beenden.

 Bodo Ramelow

[1] Ausführlich nachzulesen in dem Papier: Energiewende für alle! Sondervermögen für Energiesicherheit, Energiesouveränität und ökologische Transformation,
Web-Link: www.links-bewegt.de

Bodo Ramelow: Curriculum Vitae (Kurzfassung)  

Geboren am 16. Februar 1956 in Osterholz-Scharmbeck.

4. März 2020
Wiederwahl zum Ministerpräsident des Freistaats Thüringen

5. Dezember 2014 bis 5. Februar 2020
Ministerpräsident des Freistaats Thüringen

2009 – 31. März 2015
Mitglied des Thüringer Landtags

2009 – 12/2014
Vorsitzender der Fraktion DIE LINKE.

2005 – 2009
Mitglied des Deutschen Bundestages; Stellvertretender Vorsitzender der Fraktion DIE LINKE.

1999 – 2005
Mitglied des Thüringer Landtags, ab 2001 Vorsitzender der PDS-Landtagsfraktion

1990 – 1999
Landesvorsitzender der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen Thüringen (HBV)

1981 – 1990
Gewerkschaftssekretär Mittelhessen

1978 – 1980
Filialleiter Jöckel Vertriebs GmbH Marburg

1975 – 1977
Erwerb der Fachhochschulreife an der Fachoberschule Marburg; Ausbilder
(IHK-geprüft)

1975
Substitut bei HaWeGe in Marburg Cappel

1973 – 1974
Tätigkeit bei Karstadt und dabei Ausbildung zum Substituten

1970 – 1973
Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann bei Karstadt Gießen