„Eine zukunftsgerichtete Infrastruktur denken“, so lautet der Vortrag von Frank Mastiaux, Vorstandsvorsitzender der EnBW Energie Baden-Württemberg AG, zur 2. Erfurter Zukunftsrede am 19. Mai 2022, 18:00 in der Kaufmannskirche in Erfurt. Nach der Rede sind eine moderierte Diskussion sowie ein Empfang geplant. Vi-Strategie sucht bereits im Vorfeld einen ersten Meinungsaustausch zum Thema. Hier die Sicht von Frau Prof. Dr. Barbara Schönig, Staatssekretärin im Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft (20):
Ohne Infrastruktur kann keine Gesellschaft funktionieren oder sich entwickeln. Die Infrastruktur eines Landes ist eine wichtige Grundlage für die gesellschaftliche Prosperität und die wirtschaftlichen Wachstumsmöglichkeiten. Zu einer guten Infrastruktur gehören günstige Verkehrswege und Beförderungssysteme, Energie- und Wasserversorgung, gute Internetverbindungen, Freizeit- und Bildungseinrichtungen, Sportanlagen, Krankenhäuser oder Altenheime.
Kurzum: Infrastruktur bedeutet Daseinsvorsorge, die die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen, die in einer Stadt, einer Region oder einem Land leben, verbessert.

Staatssekretärin Prof. Dr. Barbara Schönig, Foto: Bauhaus-Universität Weimar, Thomas Müller.
Infrastruktur bezeichnet demnach die Gesamtheit vielfältiger Anlagen, Institutionen, Strukturen und Systeme materieller aber auch nicht materieller Natur. Zukunftsfähig ist eine Infrastruktur nur dann, wenn sie ganzheitlich gedacht wird, die Systeme ineinandergreifen und sich ergänzen. Eine zukunftsfähige Infrastruktur zeichnet sich dadurch aus, dass sie allen Menschen – unabhängig vom Einkommen oder sozialem Status – zur Verfügung steht. Sie kann Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsaspekte unter keinen Umständen mehr vernachlässigen.
Die öffentliche Hand steht besonders in der Pflicht, eine zukunftsfähige Infrastruktur zu gewährleisten – vor allem im Hinblick auf eine auskömmliche Finanzierung.
Eine zukunftsfähige Infrastruktur muss aber auch die unterschiedlichen Voraussetzungen, aus denen heraus sie sich entwickeln muss, berücksichtigen. An die Entwicklung von großen Städten einerseits und ländlich geprägten Regionen andererseits stellen sich ganz andere Fragen – zum Beispiel im Hinblick auf die Verkehrsinfrastruktur oder bezahlbaren Wohnraum.
Für den Freistaat Thüringen sind diese unterschiedlichen Voraussetzungen und Herausforderungen sehr prägend. Hier braucht es genaue Analysen und Bedarfsermittlungen, die auch demographische Aspekte und Generationengerechtigkeit in den Blick nehmen.
Nicht zuletzt muss eine zukunftsfähige Infrastruktur krisenfest sein. Die Corona-Pandemie und der Krieg in der Ukraine haben uns als Gesellschaft sehr deutlich vor Augen geführt, wie unvorhergesehene oder externe Ereignisse infrastrukturelle Fragen beeinflussen und ihnen eine neue Richtung geben können.
Infrastruktur – so technisch der Begriff auch klingen mag – ist für Menschen da und muss für Menschen gedacht werden.
Prof. Dr. Barbara Schönig: Curriculum Vitae (Kurzfassung)
Persönliche Angaben
geboren am 10. November 1974 in Neustadt/Weinstraße, verheiratet, 3 Kinder, wohnhaft in Weimar
seit 14. Dezember 2021 Staatssekretärin im Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft
Beruflicher Werdegang
1996–1997
Teaching Assistant für Deutsch als Fremdsprache, Ohio State University in Columbus, (Ohio), USA und Summerschool der CSU, Dresden
1998–2002
Studentische Hilfskraft an der TU Berlin, Fachgebiet Planungs- und Architektursoziologie (1998-2000, 2001-2002) sowie an der Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Neuere Deutsche Literatur (2000-2001)
2002–2003
Wissenschaftliche Mitarbeiterin, TU Berlin, Fachgebiet Planungs- und Architektursoziologie im Forschungsprojekt zum Ladenburger Kolleg der Gottlieb Daimler- und Karl Benz-Stiftung „Mitten am Rand: Zwischenstadt“
2003–2009
Wissenschaftliche Mitarbeiterin, TU Berlin, Fachgebiet Planungs- und Architektursoziologie, Fakultät VI Planen-Bauen-Umwelt
2009–2011
Wissenschaftliche Mitarbeiterin ‚ TU Darmstadt. Fachgebiet Raum- und lnfrastrukturplanung, Fachbereiche Architektur sowie Bauingenieurwesen und Geodäsie
seit 2012
Universitätsprofessorin, Leiterin der Professur Stadtplanung an der Fakultät Architektur und Urbanistik, Bauhaus-Universität Weimar
seit 2013
Direktorin des Instituts für Europäische Urbanistik an der Fakultät Architektur und Urbanistik, Bauhaus-Universität Weimar
2015–2019
Prodekanin für Forschung an der Fakultät Architektur und Urbanistik, Bauhaus-Universität Weimar
Ausbildung
1994
Abitur
1994–2002
Studium der Neueren deutschen Literatur und Kunstgeschichte zur Magistra Artium, Humboldt-Universität Berlin und TU Berlin
1996–1997
Studium am Department of Germanic Languages und Literatures, Ohio State University, Columbus (Ohio), USA
1997–2004
Studium der Stadt- und Regionalplanung zur Diplom—lngenieurin, TU Berlin
2009
Promotion zur Dr-Ing. an der TU Berlin, Fakultät VI Planen-Bauen-Umwelt