8. April 2021, AS: Am 25. März 2021 fand das 19. Mitteldeutsche Energiegespräch als digitale Veranstaltung mit 9 Impulsvorträgen statt. Dr. Christian Abendroth war einer der Referenten an diesem Gesprächsabend. Seinen vollständigen Vortrag finden Sie bitte HIER.
Er ist am Robert Boyle Institut e.V. und an der Technischen Universität Dresden (Institut für Abfall- und Kreislaufwirtschaft) tätig. Promoviert hat er in den Jahren 2012 – 2018 im Fachbereich Biotechnologie an der Universitat de València (Spanien). Dr. Christian Abendroth hat zahlreiche Publikationen veröffentlicht und verfügt über zahlreiche Patente.

Dr. Christian Abendroth, Projekt Manager, tätig im Robert
Boyle Institut e.V. und der Technischen Universität Dresden
(Institut für Abfall- und Kreislaufwirtschaft).
Foto: Dr. Christian Abendroth
Sehr geehrter Herr Dr. Abendroth, Sie waren Referent beim 19. Mitteldeutschen Energiegespräch (digital) zum Thema „Fokus CO₂-neutrale Biokreislaufwirtschaft: Von bisher ungenutzter Biomasse zu ihrer energetischen Verwertung und zur Herstellung von BioKunststoffen“. Zur Veranstaltung haben Sie über den „Export grüner Mikrobiome“ referiert. Können Sie bitte in einigen, auch für Fachfremde, verständlichen Sätzen erklären, was grüne Mikrobiome sind und wofür sie eingesetzt werden?
Als Mikrobiom bezeichnet man die Gesamtheit alle Mikroorganismen in einem abgegrenzten Lebensraum. Komplexe mikrobielle Lebensgemeinschaften kommen zum Beispiel im Bereich der Abwasserbehandlung zum Einsatz, oder auch im Bereich der Biogasproduktion. Es ist bekannt, dass die Vielzahl an beteiligten Mikroorganismen verschiedenste Metabolite produzieren, welche für den Aufbau der Bioökonomie von Interesse sein könnten (z.B. verschiedene organische Säuren und auch Wasserstoff). Die Anreicherung derartiger Produkte in einem, fermentativ Säure anreichernden Prozess ist auch bekannt unter dem Terminus „Dark Fermentation“ und ist bereits seit langer Zeit ein wichtiges Thema in der Forschung. Trotz intensiver Forschung hat sich dieser Ansatz bisher nicht in der Industrie durchgesetzt. Der aktuelle Aufschwung der regenerativen Energien, insbesondere im Hinblick auf die Wasserstoffstrategie der Bundesregierung, könnte dies ändern.
Der Export soll im Zusammenhang mit dem Projekt „Greening Belarus“ erfolgen. Was verbirgt sich hinter diesem Projekt und welche Motivation liegt diesem zugrunde?
Greening Belarus soll im Rahmen der Exportinitiative des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit den bilateralen Austausch zwischen Deutschland und Belarus im Bereich „grüner“ Technologien verbessern. Schwerpunktechnologien sind Kompostierung, Biogasproduktion sowie angrenzende technologische Gebiete. Auch mögliche Ansätze zur Manipulation von Mikrobiomen, welche in genannten Technologien zum Einsatz kommen, sind Schwerpunktthema.
„Greening Belarus“ wird vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit gefördert. Welche Projektpartner sind bereits beteiligt und welche Projektthemen sind vertreten?
Einziger Projektpartner ist das Institut für Abfall- und Kreislaufwirtschaft der technischen Universität Dresden. Im Projekt geht es jedoch nicht um die Durchführung experimenteller Forschung, sondern um wissenschaftliche Kommunikation. Die TU Dresden tritt hier also als „Multiplikator“ auf, um über eine umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit Firmen, Institute und Bildungseinrichtungen auf bilateraler Ebene besser zu vernetzen.
Das Projekt hat am 01. August 2020 begonnen und wurde auf 3 Jahre datiert. In welchem Projektabschnitt befindet sich „Greening Belarus“ derzeit?
Aktuell befinden wir uns im ersten Projektjahr und haben mit dem Aufbau einer Interessengemeinschaft begonnen. Über 40 Interessierte aus Wissenschaft und Industrie sind der Interessengemeinschaft beigetreten. Der Eintritt in die Interessengemeinschaft ist auch weiterhin möglich. Hierzu können Sie uns gerne per Mail kontaktieren. In einer Art Newsletter werden Mitglieder der Interessengemeinschaft nun regelmäßig zum Fortschritt des Projektes sowie zur geplanten Öffentlichkeitsarbeit informiert.
Gibt es für Interessierte noch Möglichkeiten der Beteiligung? Falls dies der Fall sein sollte, welche Formen der Beteiligung sind aktuell denkbar?
Ein Beitritt zur Interessengemeinschaft ist nach wie vor möglich. Der Beitritt ist nicht an Pflichten oder Kosten gebunden. Grundsätzlich können auch Firmen und Institute beitreten, welche bisher keine Kontaktpunkte zu Belarus hatten. Ziel ist zunächst innerdeutsche Synergien zu schaffen und damit die innerdeutsche Vernetzung zum Thema Kompostierung und Biogasanlagen zu verbessern. Herausragende, exportfähige Produkte von Interessenten der Interessengemeinschaft sollen durch die TU Dresden in Belarus präsentiert und diskutiert werden. Auch die bilaterale Vermittlung von Interessierten wird angestrebt (z.B. zum Aufbau von Folgeprojekten oder zur Vermittlung von wirtschaftlichen Interessen und Fragestellungen). Die TU Dresden tritt im Projektrahmen ausschließlich als gemeinnütziger Vermittler auf und verfolgt kein wirtschaftliches Eigeninteresse.
