22. April 2021, AS: Gestern schien im Leipziger Westen die Sonne, während ich begonnen hatte diesen Kommentar zu schreiben. Ich saß, mit meinem Laptop auf dem Schoß, direkt im Sonnenschein auf meinem Balkon. Es war warm, sogar sehr warm, und die Jacke, die ich mir angezogen hatte, wurde schnell überflüssig. Ich dachte nach und stellte mir die Frage „War das Wetter schon immer so extrem?“. Gefühlt letzte Woche, hatte es doch noch geschneit. Daran war gestern gar nicht zu denken. Gestern war vom Gefühl her Sommer. Vielleicht kamen mir diese Gedanken auch, weil heute der EARTH DAY ist. Einer von vielen Tagen die zum Nachdenken anregen.

Das globale Motto des Earth Day ist „Restore our Earth“, also „unsere Erde wiederherstellen“. Der Fokus liegt auf dem Umwelt- und Klimaschutz. Ich habe gelesen, dass die Idee 1970 durch den US-Senator Gaylord Nelson ins Leben gerufen wurde. Angedacht war der Earth Day als Aktionstag für Universitäten und Schulen. Denis Hayes, ein Mitarbeiter des US-Senators, machte aus dieser Idee jedoch ein Weltereignis – den 1. Earth Day – an welchem sich über 20 Millionen Menschen beteiligten. Das war vor mittlerweile 51 Jahren. Vor gut einem halben Jahrhundert war den Menschen also der Umwelt- und Klimaschutz bereits als essenzielles Thema ins Auge gefallen.

Foto von Arek Socha auf Pixabay 

Aus meiner Sicht sollte die Wiederherstellung und vor allem die Schonung unserer Erde das Top-Thema sein. Wir Menschen müssen den Planeten sich erholen lassen. Wir gönnen uns auch Erholung, wenn wir merken, dass wir sie brauchen. Aber unseren Planeten schonen wir nicht. Der Earth overshoot day, also der Tag an dem die Menschen alle Ressourcen verbraucht haben, die die Erde in einem Jahr erneuern kann, rückt immer weiter nach vorn. War es 1987 noch der 19. Dezember, so war der Earth overshoot day im Jahr 2020 bereits am 22. August. Das sind innerhalb dieser 33 Jahre rund 4 Tage pro Jahr an denen die Erde immer schneller verbraucht wurde.

Wenn ich an all dies denke, stelle ich mir vor allem als Mutter eines kleinen Jungen die Frage „In was für einer Welt soll mein Kind leben?“. Es heißt oftmals der Einzelne kann nichts bewirken und dass der Klimaschutz nicht durch Europa sondern vornehmlich durch China, Indien, die USA und Afrika verwirklicht werden muss. Aber wäre es nicht trotzdem sinnvoll, wenn sich jeder Einzelne vornimmt, etwas zu ändern und nachhaltiger zu leben? Ich denke, das wäre es. Aber dann sind da auf einmal wieder dieser schnelllebige Alltag und diese nicht nachhaltigen Gewohnheiten. Beispielweise der Verzehr von Fleisch anstelle von selbstzubereiteten vegetarischen Brotaufstrichen oder die Nutzung des PKW anstatt des Fahrrades oder der Kauf von Lebensmitteln mit tonnenweise Verpackungsmaterial, anstatt mit eigenen Dosen und Taschen in einen „Unverpackt“-Lebensmittelladen zu gehen. Und warum das alles? Ganz einfach, weil es schneller geht und Gewohnheit eine sehr starke Wegbegleiterin sein kann.

Laut Umweltbundesamt verursacht jeder Deutsche jährlich im Durchschnitt 11,6 Tonnen Treibhausgasemissionen. Dies entspricht in etwa dem Gewicht zweier Elefanten-Bullen, so würde ich es zumindest meinem kleinen Sohn erklären.
Irgendwie ist die Vorstellung dieses immensen Gewichtes deprimierend. Ich dachte bisher immer, dass ich schon Gutes tue, indem ich Ökostrom beziehe, keinen Diesel-PKW fahre und viel Obst und Gemüse kaufe. Aber es reicht nicht, es ist nicht wirksam genug. Wahrscheinlich ist auch diese Denkweise zu naiv.

Ich nehme mir also vor, ab heute mehr zu tun. Mit einem Konto  bei einer „Ökobank“ werde ich anfangen und mein Fahrrad wird mehr denn je statt des Autos die erste Wahl sein.
Vielleicht gibt der Earth Day auch der Politik einen neuen Anstoß. US-Präsident Joe Biden hat immerhin für heute und morgen 40 internationale Spitzenpolitiker zu einem virtuellen Klimagipfel eingeladen.
Am Ende wird sich sowohl bei der Politik als auch bei mir zeigen, ob sich die Zukunftssorgen oder die alten Herangehensweisen durchsetzen.