„Eine zukunftsgerichtete Infrastruktur denken“, so lautet der Vortrag von Frank Mastiaux, Vorstandsvorsitzender der EnBW Energie Baden-Württemberg AG, zur 2. Erfurter Zukunftsrede am 19. Mai 2022, 18:00 in der Kaufmannskirche in Erfurt. Nach der Rede sind eine moderierte Diskussion sowie ein Empfang geplant. Vi-Strategie sucht bereits im Vorfeld einen ersten Meinungsaustausch zum Thema. Hier die Einschätzung von Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer des Verbandes kommunaler Unternehmen e.V. (21):
Klimawandel, Demografie und Digitalisierung und nun Zeitenwende: Der russische Angriff auf die Ukraine verändert unser Land. Die Lage der ostdeutschen Raffinerien Leuna und Schwedt an der Pipeline „Druschba“ zeigt: Gerade in Ostdeutschland spüren die Menschen bereits erste Folgen. Aber auch in ganz Deutschland leiden wir unter stark gestiegenen Energiekosten.
Veränderungen stellen vieles in Frage. Viele erwarten einen Umbruch, manche fürchten einen Bruch. Umso wichtiger ist, dass die Daseinsvorsorge funktioniert, aber sie gerät massiv unter Druck. Erst Recht, wenn es zu einem Lieferstopp russischen Gases kommen sollte.

Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer des Verbandes kommunaler Unter-nehmen e.V., Foto: @VKU/Chaperon.
Die energiewirtschaftliche Zeitenwende wird viel Arbeit sein, ist aber ein notwendiger Schritt, um unabhängig von russischem Öl und Gas zu werden und zugleich die Energieversorgung sicher, bezahlbar und klimaneutral zu gestalten. Dies eröffnet Chancen vor allem im Osten Deutschlands, wo viele Menschen Energie-Expertise mitbringen und so gute Voraussetzungen haben, diesen Wandel voranzutreiben.
Die kommunalen Unternehmen sind als Praktiker und Pragmatiker vor Ort der ideale Partner für diesen Wandel. Wichtig ist, bei der Energiewende das gesamte Potenzial zu nutzen: nicht nur Wind und PV, sondern auch Strom aus Biomethan und Strom, der mit Energie aus thermischer Entsorgung und Klärschlamm erzeugt wird, sowie natürlich Wasserstoff.
Die Verknüpfung dieser Quellen funktioniert nur, wenn die jeweiligen Anlagen an die Strom- und Wärmenetze angeschlossen sind. Und da die Erzeugungsleistung der erneuerbaren Energien schwankt, braucht es für eine stabile Versorgung digitalisierte und digital abgesicherte Netze. Unsere Gasnetze brauchen wiederum ein Upgrade für Wasserstoff und klimaneutrale Gase, um grüne Wärme transportieren zu können. Ein weiterer Bestandteil unseres Sicherheitsnetzes sollten neue Gaskraftwerke und der KWK-Ausbau sein.
Nur wenn wir unser Energieportfolio wirklich breit diversifizieren und die Strom- und Gasnetze stärken, können wir uns aus der Abhängigkeit von russischen Energielieferungen befreien. So haben wir die Chance, dass aus einer energiewirtschaftlichen Zeitenwende ein Aufbruch für uns alle wird. Die Kommunalen Unternehmen stehen bereit, diese Transformation vor Ort zum Wohle aller umzusetzen.
Ingbert Liebing: Curriculum Vitae (Kurzfassung)
geboren am 11. Mai 1963 in Flensburg, verheiratet, zwei Kinder, evangelisch-lutherisch
Schulbildung und Universitätslaufbahn
1982
Abitur
1982 – 1983
Wehrdienst
1984 – 1992
Studium der Politischen Wissenschaften, Literaturwissenschaften und Orientalistik Abschluss: Magister Artium (M.A.)
Beruflicher Werdegang
1990 – 1996
Wissenschaftlicher Referent der CDU-Landtagsfraktion Schleswig-Holsteins, Büroleiter des Fraktionsvorsitzenden und Oppositionsführers
1996 – 2005
Hauptamtlicher Bürgermeister der Gemeinde Sylt-Ost in dieser Zeit: Verbandsvorsteher des Zweckverbands Inselgemeinschaft Flugplatz Sylt (1999-2005), Stellv. Verbandsvorsteher des Abwasserzweckverbandes Sylt (1997-2005), Vorsitzender Nordseebäderverbandes e.V. (2003-2005), Vorsitzender Euregio „Die Watten“ (2003-2005)
2005 – 2017
Mitglied des Deutschen Bundestages (MdB) in dieser Zeit: Vorsitzender AG Kommunalpolitik und kommunalpolitischer Sprecher der CDU/CSU Bundestagsfraktion (2013-2017)
05/2017 – 06/2017
Mitglied des Schleswig-Holsteinischen Landtages (MdL)
06/2017 – 03/2020
Staatssekretär in der Landesregierung Schleswig- Holstein und Bevollmächtigter des Landes beim Bund
seit 04/2020
Hauptgeschäftsführer beim Verband kommunaler Unternehmen e.V.
Politischer Werdegang
1990 – 1996
Ratsherr der Stadt Neumünster in dieser Zeit: von 1991 -1996 Fraktionsvorsitzender
10/2005 – 09/2014
Landesvorsitzender der Kommunalpolitischen Vereinigung (KPV) der CDU Schleswig-Holstein
06/2013 – 11/2017
Bundesvorsitzender der KPV der CDU/CSU Deutschlands