„Eine zukunftsgerichtete Infrastruktur denken“, so lautet der Vortrag von Frank Mastiaux, Vorstandsvorsitzender der EnBW Energie Baden-Württemberg AG, zur 2. Erfurter Zukunftsrede heute am 19. Mai 2022, 18:00 in der Kaufmannskirche in Erfurt. Nach der Rede sind eine moderierte Diskussion sowie ein Empfang geplant. Vi-Strategie sucht bereits im Vorfeld einen ersten Meinungsaustausch zum Thema. Hier ist die Einschätzung von Karsten Rogall, kaufmännischer Geschäftsführer der Stadtwerke Leipzig GmbH und Geschäftsführer der LVV Leipziger Versorgungs‐ und Verkehrsgesellschaft mbH (22):

Der European Green Deal setzt für die Europäische Union das Ziel, bis zum Jahr 2050 klimaneutral zu sein, Wachstum von der Ressourcennutzung zu entkoppeln und in diesem Prozess niemanden im Stich zu lassen. Deutschland möchte bereits 2045 klimaneutral sein.
Für dieses ambitionierte Ziel braucht es neben einem massiven Ausbau von Erneuerbaren Energien auch einen Ausbau von Stromleitungen und -speichern, eine Mobilitätswende und vor allem eine Wärmewende!
Die politischen Weichen werden dafür auf allen Ebenen zu stellen sein. Die Bundesregierung hat mit dem Osterpaket einen ersten Aufschlag gemacht. Das Solarbeschleunigungspaket und die Vorrangstellung des Ausbaus Erneuerbarer- Energien- Anlagen in der Schutzgüterabwägung sind richtige Schritte.
Darüber hinaus müssen die Stellschrauben für eine erfolgreiche Umsetzung in den Flächenkulissen und bei der Verfahrensabkürzung auf Ebene der Länder und der kommunalen Planungsverbände erst noch ankommen.

Bei der Nutzung und Herstellung grüner Fernwärmeinfrastrukturen stehen wesentliche Weichenstellungen noch aus. Zur Infrastrukturanpassung sollte die Bundesförderung Effiziente Wärmenetze endlich in Kraft gesetzt und angemessen ausgestattet werden.

Karsten Rogall, Geschäftsführer der Stadtwerke Leipzig GmbH & Geschäftsführer der LVV Leipziger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft mbH, Foto: Stadtwerke Leipzig GmbH.

Fernwärme ermöglicht die effiziente Bereitstellung von Wärme in urbanen Strukturen für eine Vielzahl von Haushalten mittels leitungsgebundener Infrastruktur. Die Einbindung von klimaneutraler Wärmeenergie (Tiefengeothermie, Solarenergie und von Abwärme) wird einen erheblichen Beitrag zur Wärmewende leisten. Das sollte bei aller Euphorie für eine umfassende Elektrifizierung berücksichtigt werden.

Die Wasserstoffinfrastruktur ist entschlossen aufzubauen. Das gilt sowohl für den Anschluss von Industrie- und Kraftwerksstandorten als auch für die verbrauchsnahe Elektrolyse. Die Elektrolyse von Wasserstoff stellt aus Sicht eines großen kommunalen Energieversorgungsunternehmens eine gute Möglichkeit dar, überschüssige Windenergie zu nutzen, um diese zu speichern. Mit dieser Form des „Nutzens – statt – Abregeln“ bestehen gute Möglichkeiten, den erzeugten Wasserstoff flexibel zu nutzen. Idealerweise wird die entstehende Abwärme in den beschriebenen Wärmenetzen genutzt.

Die energie- und förderpolitischen Bedingungen sollten jetzt dafür gebildet werden.

Karsten Rogall: Curriculum Vitae (Kurzfassung)  

Karsten Rogall, geboren am 10.10.1968 in Grevesmühlen, ist gelernter Stahlschiffbauer und Diplom‐Kaufmann. Er war von 1997 an Geschäftsführer der Stadtwerke Merseburg. Des Weiteren übernahm er die Geschäftsführung der Servicegesellschaft Sachsen‐Anhalt Süd mbH, der Gebäudewirtschaft GmbH Merseburg sowie Solarenergie Sachsen‐Anhalt GmbH. Zuvor war er Abschlussprüfer bei der WIBERA Wirtschaftsprüfungs‐ und Steuerberatungsgesellschaft. Seit 01.09.2014 ist er kaufmännischer Geschäftsführer der Stadtwerke Leipzig GmbH und seit 01.05.2018 zusätzlich Geschäftsführer der LVV Leipziger Versorgungs‐ und Verkehrsgesellschaft mbH.

Herr Rogall ist verheiratet und hat eine Tochter.