„Eine zukunftsgerichtete Infrastruktur denken“, so lautet der Vortrag von Dr. Frank Mastiaux, Vorstandsvorsitzender der EnBW Energie Baden-Württemberg AG, am 19. Mai 2022, 18:00 in der Kaufmannskirche in Erfurt. Nach der Rede sind eine moderierte Diskussion sowie ein Empfang geplant. Vi-Strategie GmbH sucht bereits im Vorfeld einen ersten Meinungsaustausch zum Thema.
Nachfolgend der Beitrag von Prof. Dr. Norbert Menke, Geschäftsführer der Sächsischen Agentur für Strukturentwicklung GmbH | Standort Dresden (7):

Prof. Dr. Norbert Menke, Geschäftsführer der Sächsischen Agentur für Strukturentwicklung GmbH | Standort Dresden.
Foto: Prof. Dr. Norbert Menke.
Deutschland und Europa stehen am Beginn einer Dekade des Strukturwandels. Grundlegende Innovationen in den drei technischen Infrastrukturbereichen Energie, Mobilität und Kommunikation können dafür als Ursache und Treiber gelten.
Dieser Strukturwandel betrifft vielfältige Wirtschaftssegmente, Wissenschaftsgebiete und zahlreiche Gesellschaftsbereiche. Vermutlich sind die Veränderungen ähnlich fundamental und unaufhaltsam, wie zu Beginn der industriellen Nutzung von Kohle (1. Industrielle Revolution) oder der flächendeckenden Elektrifizierung (2. Industrielle Revolution).
Der Freistaat Sachsen ist durch den Kohleausstieg in Deutschland bis (spätestens) 2038 in besonderer Weise von dem Strukturwandel betroffen. Es gilt, aus den zwei sächsischen Braunkohlerevieren Zukunftsregionen zu machen. Dafür stellt der Bund dem Freistaat Sachsen bis 2038 rund 10 Mrd. EUR an Finanzhilfen zur Verfügung. Diese Finanzmittel gilt es, zielgerichtet einzusetzen.
Die Finanzhilfen des Bundes an Sachsen in Höhe von rund 6,6 Mrd. EUR werden insbesondere für den Ausbau von länderübergreifenden Verkehrswegen sowie die Einrichtung von zwei Großforschungszentren eingesetzt.
Die Investition der Finanzhilfen in den Freistaat Sachsen in Höhe von rund 3,5 Mrd. EUR erfolgt auf der Basis gesetzlicher Grundlagen, dem sächsischen Handlungsprogramm sowie Richtlinien und Strategien der sächsischen Staatsministerien.
Für die Arbeit der Sächsischen Agentur für Strukturentwicklung (SAS) sind diese Rahmensetzungen handlungsleitend. Die Geschäftsstrategie der SAS zielt darauf ab, einheitliche Vorgaben der Staatsregierung für die Strukturentwicklung in den beiden sächsischen Braunkohlerevieren umzusetzen und revierübergreifend zu harmonisieren. Das Unternehmen ist Umsetzungspartner für die Strukturentwicklung, sowohl für das Land wie auch für die Kommunen.
Als zentrale Anlaufstelle für Strukturwandel im Freistaat ist die SAS Kooperationspartner vielfältiger Akteure, wie Wirtschaftsfördergesellschaften, regionale Entwicklungsgesellschaften, Projektinitiatoren, Universitäten und Hochschulen sowie Unternehmen, Kammern und Verbände.
Ende 2021 umfasst das Portfolio an Vorhaben im Freistaat Sachsen rund 115 Strukturwandel-Projekte mit einem Investitionsumfang von rund 1,3 Mrd. EUR bis 2026. Erwartungsgemäß spielen dabei die Handlungsfelder eine wichtige Rolle, die vom Strukturwandel allgemein betroffen sind (z.B. Mobilität, Energie und Digitalisierung).
Wichtig sind auch Schwerpunktvorhaben des Freistaates Sachsen in Zukunftsfeldern wie der Kreislaufwirtschaft von Verbundwerkstoffen (z.B. Windräder oder Batteriezellen). Für die SAS gewinnt die Umsetzungsbegleitung dieser Vorhaben im Hinblick auf deren Strukturwirksamkeit an Bedeutung.
Im Fokus der SAS steht ebenso, die inhaltlichen Schwerpunktsetzungen im Strukturwandelprozess noch deutlicher zu machen. Dazu gehört offensichtlich die Transformation der Reviere zu Energieregionen von morgen, mit Wertschöpfung und Arbeitsplätzen in der Nutzung Erneuerbarer Energien zur Bereitstellung von Strom, Wärme, Wasserstoff und Versorgungssicherheit. Andererseits die Stärkung bestehender Unternehmen und die Entwicklung neuer Unternehmungen in ausgewählten Zukunftsfeldern, insbesondere bei Kreislaufwirtschaft & Bioökonomie, Gesundheit, Mobilität & IT sowie nachhaltigem Tourismus.
Am Wichtigsten jedoch, noch vor der Schaffung von Arbeitsplätzen, erscheint bereits heute die Gewinnung von Fachkräften für die Reviere. Sowohl für gegenwärtige wie auch für zukünftige Beschäftigungsmöglichkeiten in Gewerbe, Industrie, Bildung und Forschung. Hier kann und wird der Ausbau und Aufbau wissenschaftlicher Infrastrukturen einen entscheidenden Beitrag leisten.
Prof. Dr. Norbert Menke: Curriculum Vitae
Seit Mai 2021 ist Norbert Menke Geschäftsführer der Sächsischen Agentur für Strukturentwicklung GmbH (SAS). Als Landesgesellschaft des Freistaates Sachsen liegt der Fokus der SAS auf dem Aufbau zukunftsfähiger Infrastrukturen in den sächsischen Braunkohlerevieren.
Er begann seine berufliche Laufbahn 1995 bei der Raab Karcher AG in Essen, nach Berufsausbildung, Studium der Elektrotechnik und Promotion zum Dr.-Ing. Als Leiter des internationalen Produktmanagements hat er sich bei Raab Karcher insbesondere mit Smart Metering beschäftigt. Berufsbegleitend erwarb er 1998 einen MBA der Bradford University mit einer Arbeit zur Liberalisierung von Strommärkten. Von 1998 bis 2006 hat er als Prokurist im EnBW Konzern die Umsetzung der Liberalisierung der Strom- und Gasmärkte in Ostsachsen auf der Marktseite maßgeblich mitgestaltet.
Seit 2006 übernimmt er gesamtunternehmerische Verantwortung als Geschäftsführer und Vorstand. Insbesondere für die Würzburger Verkehrs- und Versorgungsgesellschaft (WVV, von 2006-2011) und für die Leipziger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (LVV, von 2014-2019). Unter seiner Verantwortung als CEO des LVV Konzern konnten existenzielle finanzielle Risiken für die Unternehmensgruppe erfolgreich abgewendet werden. Gleichzeitig wurde die Investitionsfähigkeit durch konsequente Entschuldung verbessert und eine Innovations- und Investitionsoffensive auf den Weg gebracht. Er verfügt über umfassende Kenntnisse und Erfahrungen im Infrastrukturgeschäft, insbesondere für Mobilität, Energie, Wasser, Abwasser und Recycling.
Ehrenamtlich ist Norbert Menke vielfältig engagiert. Seit 1999 als Lehrbeauftragter für Energieökonomie der TU Chemnitz. Dort wurde er 2008 auch zum Honorarprofessor berufen. Als Vorsitzender des Beirates unterstützt er seit 2007 die Entwicklung des Zentrums für Telematik e.V. (ZfT) an der Universität Würzburg. Heute ist das ZfT führend in Europa bei Entwicklung und Fertigung von Kleinstsatelliten und daraus resultierenden Infrastrukturen. Langjährig hat er die Tätigkeit des Verbandes kommunaler Unternehmen e.V. (VKU) und des Bundesverbandes für Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (BdEW) als Vorstandsmitglied unterstützt. Im Zeitraum 2014-2018 als Vorsitzender der VKU Landesgruppe Sachsen.