Betrachtet man den Personenverkehr in Deutschland, so stellt man anhand der Zahlen des Statistischen Bundesamtes schnell fest, dass der motorisierte Individualverkehr mit jährlich 52 Milliarden Beförderten im Vergleich zum Öffentlichen Personennahverkehr mit 9,7 Milliarden Beförderten der klare Favorit ist.
Dies hat verschiedene Gründe. Vor allem im ländlichen Raum gibt es derzeit zu wenig beziehungsweise nur begrenzt nutzbare Verkehrsangebote des ÖPNV. Aber auch in den Städten, dies hat eine Studie des Mobility Institut Berlin gezeigt, favorisiert man den PKW aufgrund der damit einhergehenden reinen Reisezeit.
Dennoch steht außer Frage, dass der ÖPNV im Gegensatz zum motorisierten Individualverkehr klima- und ressourcenschonender ist. Somit sollte im Hinblick auf die angestrebten Klimaziele der Fokus in Zukunft verstärkt auf die Verbesserung der Verkehrsangebote des ÖPNV gelegt werden.

Über 930.000 Arbeitsplätze gehen insgesamt in Deutschland auf die Geschäftstätigkeit des ÖPNV zurück, da jeder Arbeitsplatz mit zwei weiteren Arbeitsplätzen verknüpft ist. Foto: Reinhold Silbermann auf Pixabay.
Damit die künftige Regierung neben den offensichtlichen „Klima-Vorteilen“ stärker denn je auch die nicht so offensichtliche Wirtschaftlichkeit des ÖPNV erkennt, hat der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen e. V. (VDV) das Kompetenzzentrum Öffentliche Wirtschaft, Infrastruktur und Daseinsvorsorge e. V. (KOWID) an der Universität Leipzig und die CONOSCOPE GmbH beauftragt, eine Analyse der volkswirtschaftlichen Effekte des öffentlichen Verkehrs in Deutschland zu erarbeiten.
Die Ergebniszusammenfassung wurde im Juli 2021 unter dem Titel „Der öffentliche Verkehr: Ein Wirtschaftsfaktor für Deutschland“ veröffentlicht und verdeutlicht, „dass der öffentliche Verkehr neben seinen unzweifelhaften Vorteilen hinsichtlich Emissionen und ressourcenschonender Mobilität auch einen großen volkswirtschaftlichen Nutzen für die Wertschöpfung in Deutschland und vor Ort hat“.
Betrachtet wurden im Rahmen der Analyse die Bruttowertschöpfung, die Beschäftigung sowie das Einkommen des Sektors innerhalb der gesamten Volkswirtschaft der Bundesrepublik Deutschland.
Hierbei wurden die direkten (der öffentliche Verkehr in Deutschland), indirekten (Ebene der Vorleistungsverflechtungen) und induzierten (durch Konsum direkter und indirekter Einkommensempfänger) Effekte definiert. Als Betrachtungszeitraum wurde das Jahr 2019 gewählt, da für diesen Zeitraum eine ausführliche Datenlage gegeben war. Die wichtigsten Ergebnisse fasst die Studie wie folgt zusammen:
- Die Branche steht insgesamt für eine Wertschöpfung von 67,4 Milliarden Euro, da jeder erwirtschaftete Euro mit einer zusätzlichen Wertschöpfung in Höhe von 2,10 Euro verknüpft ist.
- Über 930.000 Arbeitsplätze gehen insgesamt in Deutschland auf die Geschäftstätigkeit des ÖPNV zurück, da jeder Arbeitsplatz mit zwei weiteren Arbeitsplätzen verknüpft ist.
- Beschäftigte erzielen Einkommen in Höhe von rund 17,5 Milliarden Euro. Über Leistungsverflechtungen entstehen weitere Einkommen in Höhe von 24,2 Milliarden. Insgesamt gehen damit Einkommen in Höhe von über 41 Milliarden Euro in Deutschland auf die Unternehmen des öffentlichen Verkehrs zurück.
Diese Werte vermitteln recht offensichtlich, dass „Deutschland spürbar von den Unternehmen des öffentlichen Verkehrs profitiert – sowohl mit Blick auf die Wertschöpfung als auch hinsichtlich der Beschäftigungs- und Einkommenseffekte“.
Interessierte finden die gesamte Studie HIER zum Nachlesen und als Download.
AS