17. Mai 2021, AS: Die Stadt Menden, so kann man es auf ihrer Homepage nachlesen, liegt zwischen dem Naherholungsgebiet Sauerland und der Metropolregion Ruhrgebiet. Die circa 56.000 Einwohner der Stadt leben in einer Mischung aus Tradition und Moderne mit einladendem Wohlfühlcharakter. Die historische Altstadt verfügt über zahlreiche Sehenswürdigkeiten, wie beispielweise das Alte Rathaus im Jugendstil, welches eines der Wahrzeichen der Stadt ist.
Somit verwundert es nicht, dass die Stadtwerke Menden ein Stadtwerk mit besonders enger Kundenbindung und starker Verbundenheit zur Region sind. Sie engagieren sich sehr für das gesellschaftliche Leben in Menden und kümmern sich um mehr als nur um die reine Daseinsvorsorge der Bevölkerung. Aktuelles hat dies zum Anlass genommen, um mit Alexander Nickel, Teamleiter des Teams Vertriebsmanagement und Mitglied der Geschäftsleitung der Stadtwerke Menden über die Stadtwerke Menden und ihre zahlreichen Projekte für ihre Stadt zu sprechen.

Alexander Nickel, Teamleiter des Teams Vertriebsmanagement und Mitglied der Geschäftsleitung der Stadtwerke Menden, Foto: Stadtwerke Menden GmbH
Herr Nickel, Sie sind Teamleiter des Teams Vertriebsmanagement und Mitglied der Geschäftsleitung der Stadtwerke Menden. Geben Sie uns doch bitte einen kurzen Einblick in ihre berufliche Laufbahn und zu ihrer Person.
Mein Name ist Alexander Nickel, ich bin 51 Jahre alt, verheiratet und Vater von zwei mittlerweile erwachsenen Kindern. Nach meinem Studium der Fertigungstechnik an der Fachhochschule Südwestfalen arbeitete ich als Projektingenieur im Anlagenbau.
Mit Beginn der Liberalisierung wechselte ich in die Energiewirtschaft zur Stadtwerke Hagen AG in den Vertrieb. In Menden arbeite ich seit Mitte 2001 zunächst als Bilanzkreismanager in der Liberal Energy Trading GmbH (heute Quantum GmbH) und dann später als Vertriebsleiter bei der Stadtwerke Menden GmbH. Mit der Gründung der Gesellschaft im Jahre 2012 übernahm ich die Geschäftsführung in der E-Services GmbH, eine Servicegesellschaft für Stadtwerke. In der Geschäftsleitung der Stadtwerke Menden GmbH verantworte ich seit 2015 den Geschäftsbereich Vertrieb und führe das Team Vertriebsmanagement. Neben dieser Tätigkeit bin ich Geschäftsführer der Stadtwerke Balve GmbH, einer unserer Tochtergesellschaften.
Wenn man die Inbetriebnahme des städtischen Gaswerkes in Menden am 27.10.1861 als Geburtsstunde der Stadtwerke Menden nimmt, werden die Stadtwerke im Oktober diesen Jahres 160 Jahre. Hierzu vorab Gratulation! Werden Sie diesen Geburtstag zum Anlass nehmen und in diesem Jahr besondere Angebote machen beziehungsweise unter den gegebenen Möglichkeiten feiern?
Zunächst herzlichen Dank für Ihre Glückwünsche. Ehrlich gesagt, haben wir diese Geburtsstunde zwar im Auge aber noch nicht so recht in der Planung. Beim 150-jährigen Jubiläum gab es in unserer großen Fahrzeughalle ein Fest für die Mitarbeiter*innen sowie für unsere Gesellschaftsvertreter und Geschäftspartner – auch für die Kunden gab es über das ganze Jubiläumsjahr verteilt zahlreiche Mitmachangebote rund um die Themen Energie, Wasser und Mobilität sowie Umwelt- und Naturschutz.
Die Stadtwerke-Familie nutzt jedes Jahr die Gelegenheit, außerhalb des beruflichen Alltages einmal im Jahr gemeinsam zu verreisen oder ein Familienfest auf unserem Unternehmensgrundstück zu veranstalten – für dieses Jahr schauen wir mal ?.
Die Stadtwerke Menden engagieren sich auf vielen Ebenen für ihre Stadt und ihre Region. Beispielsweise durch mendenCROWD. Was steckt hinter diesem Angebot und wie wird es von den Bürgerinnen und Bürgern angenommen?
Als lokales Unternehmen übernehmen wir Verantwortung für das gesellschaftliche Leben der Stadt Menden. Die vielen Vereine mit ihrem vielfältigen Angebot in den Bereichen Sport, Bildung, Kultur und Soziales zeichnen Menden aus. Mit der mendenCROWD haben alle Vereine die Möglichkeit, gemeinsam ihre Vereinsträume zu verwirklichen. Die mendenCROWD ist eine digitale Crowdfunding-Plattform. Sie bietet den Vereinen eine Finanzierungsmöglichkeit für ihre Projekte und Ideen und ist gleichzeitig als Verbindungskanal zwischen den Mendener Vereinen, den Einzelhändlern, den Gewerbekunden, dem Endverbraucher und den Stadtwerken Menden ein großes digitales Netzwerk.
Wenn die Idee begeistert, feiern die Vereine Erfolge. Mittlerweile konnten 45 Vereinsprojekte über die mendenCROWD finanziert werden. Seit 2017 wurden mit Hilfe von 2.275 Unterstützern fast 170.000 Euro gesammelt. Die Kombination aus digital und analog ist der Schlüssel zum Erfolg. Regelmäßige Community-Treffen bei den Stadtwerken (in Pandemie-Zeiten via Web) werden gut angenommen und stärken immer mehr das Netzwerk der Ehrenamtlichen und Unterstützer.

mendenCROWD Projekt Ausflug ins Grüne mit dem
Bieberschlümpfe e.V., Foto: Stadtwerke Menden GmbH
Auch die Mendener Geschäftswelt ist Teil der Community. So unterstützen zahlreiche Geschäfte beziehungsweise Unternehmen die Projekte durch Spenden oder stellen den Vereinen kostenlos Prämien zur Verfügung. Vielen Mendener*innen ist durch diese Einzigartigkeit des Netzwerkes die mendenCROWD mittlerweile ein Begriff, um zu unterstützen, Projekte der Vereine zu verfolgen und Projekte zu initiieren. Für uns als Stadtwerke ist die mendenCROWD als lebendiges Netzwerk ein wichtiger Bestandteil zur Kundenbindung.

Das künstlerisch gestaltete Trafohäuschen in der Mühlenbergstraße, Foto: Stadtwerke Menden GmbH
Mit der Aktion „Wir machen Menden bunt“ haben sie u.a. 10-kV-Stationen von Künstlern, teilweise gemeinsam mit Schülern weiterführender Mendener Schulen, themenbezogen gestalten lassen. Wie kam es zu dieser Idee und wie viele Stationen sind bereits bunt?
Die Stadtwerke Menden verfügen über viel sichtbare Infrastruktur in Menden. Da lag der Gedanke nah, diese als Werbe-/Informationsflächen zu nutzen. Zu Beginn wurden Kabelverteilerschränke foliert. Nach den ersten positiven Rückmeldungen zu den Folierungen kam eine Anfrage aus unserem Aufsichtsrat, auch die 10-kV-Stationen zu verschönern. Seit 2017 wurden von insgesamt 240 Stationen 27 von verschiedenen Mendener Künstler*innen gestaltet und es werden immer mehr. Im Rahmen unserer Schulkommunikation vermitteln wir jungen Menschen alles rund um das Thema „Daseinsfürsorge“. Darum war es naheliegend, dass einige Stationen gemeinsam mit Schülern weiterführender Mendener Schulen – dem städtischen Gymnasium an der Hönne, der Gesamtschule Menden, dem Walburgisgymnasium – künstlerisch und themenbezogen gestaltet und bemalt wurden.
Die Schulen nahmen das Angebot wahr, sich mit Schülern an den Gestaltungen zu beteiligen. Das regelmäßige Entfernen von illegalen Graffitis und Schmierereien auf diesen Anlagen gehört der Vergangenheit an. Die farbliche Gestaltung trägt zur Verschönerung des gesamten Stadtbildes bei.
Die Stadtwerke Menden sind Netzwerkpartner der Kampagne „Schule in der Zukunft“. Hierfür bieten sie Schulen kostenlose Unterrichtseinheiten zur Energie- und Trinkwasserversorgung in Menden an. Wie stark wird dieses Angebot von den Schulen angenommen?
Bildung ist die wichtigste Ressource, die gefördert werden muss. Aus diesem Grund sind wir seit 2017 Netzwerkpartner der Kampagne „Schule der Zukunft“. Um engagierte Lehrer*innen zu unterstützen, bieten wir zusammen mit dem örtlichen Naturschutzzentrum Arche Noah kostenlose Unterrichtseinheiten an. Alle Grundschulen und weiterführenden Schulen in Menden profitieren von dieser langjährigen und sehr partnerschaftlichen Zusammenarbeit. Ziel ist es, die Versorgungsthemen für die Schüler*innen erlebbar zu machen.
Als praktische Ergänzung zum Unterricht werden die Themen Energieversorgung, Klima und Umweltschutz im Unterricht oder im Rahmen einer Schulveranstaltung in der Arche Noah, ineinandergreifend betrachtet. Es ist uns eine Herzensangelegenheit, dass dieses Angebot für die Mendener Schulen kostenlos bleibt. Vor Beginn der Coronapandemie wurde das Angebot sehr gut in Anspruch genommen.

Unterrichtseinheit im Rahmen der Schulkommunikation der Stadtwerke Menden, Foto: Stadtwerke Menden GmbH
So hatte das Naturschutzzentrum beispielsweise 2019 insgesamt über 180 Unterrichtsstunden in Mendener Kitas und Schulen. Nun wird dieses Angebot digital erweitert.
Im Dezember 2020 haben die Stadtwerke Menden bei den European Excellence Awards eine Auszeichnung für den interaktiven Themenspielplatz Trinkwasser erhalten. Das Konzept des Spielplatzes ist europaweit einzigartig. Wie kam es zu dieser Idee? Wie funktioniert der interaktive Spielplatz? Wie stolz sind die Stadtwerke auf die Auszeichnung in der Kategorie „Digitale Umsetzung 2020“? Welches Feedback gab es von den Mendenern für den interaktiven Spielplatz?
Als kommunal geprägter Versorger ist es uns ein großes Anliegen, der Verantwortung für zukünftige Generationen gerecht zu werden. Ein Spielplatz ist für Kinder oft der Lieblingsplatz. Warum also an dieser Stelle nicht auch spielerisch Wissen vermitteln? So möchten wir unseren jüngsten ‚Kunden‘ – den Kindern – einen spielerischen Zugang zu Wissen rund ums Wasser geben.
Wir haben dieses europaweit einmalige, innovative Spiel- und Lernkonzept, in Partnerschaft mit hochkarätigen Playern unterschiedlicher Fachbereiche entwickelt.
Kinder in der Altersklasse Anfang 5. Lebensjahr bis ca. 10. Lebensjahr werden animiert und motiviert, sich mit dem Thema Wasser spielerisch zu beschäftigen. Wie wird Rohwasser zu Trinkwasser? Wie kommt das Trinkwasser in die Häuser? Und wie kann jede*r Einzelne mit dem eigenen verantwortungsvollen Umgang dazu beitragen, diese kostbare Ressource zu schonen?
Alles was die Kinder und ihre Eltern benötigen, um in die Wunderwelt von Willi Wassertropfen einzutauchen, ist ein Smartphone oder Tablet sowie die kostenlose App ARvin. Das Spielplatzmaskottchen begleitet die Kinder durch das digitale Angebot. Mithilfe der AR-Technologie – zu Deutsch „erweiterte Realität“ – und der Kamerafunktion können die kleinen und großen Besucher Willi und andere virtuelle Elemente auf dem Spielplatz sehen.
Im Mittelpunkt des Ganzen steht jedoch nach wie vor das echte Abenteuer, mit ganz viel körperlicher Bewegung und Fantasie.
Die Resonanz auf den Spielplatz ist von allen denkbaren Seiten regional und bundesweit durchweg positiv, sowohl seitens anderer Stadtwerke und Kommunen als auch der Medien und unserer Bürger.
Wir sind eine relativ kleine Stadt und sind hier gut vernetzt. Wir erfahren zum Beispiel über die sozialen Medien, vor allem die regionalen Facebook-Gruppen, aber auch über das direkte Feedback der Eltern, wie gut der Spielplatz angenommen wird.

Interaktiver Themenspielplatz der Stadtwerke Menden, Foto: Stadtwerke Menden GmbH
Wenn Kinder in Menden unsere Figur „Willi, den Wassertropfen“ sehen, kennen sie mittlerweile ihn und seine Abenteuer. Zudem profitiert die Stadt Menden sehr durch die bundesweite Aufmerksamkeit, die dieses Projekt nach sich gezogen hat. Der Themenspielplatz Trinkwasser ist mittlerweile zu einem Ausflugsziel geworden und in der ganzen Region bekannt.
Nicht zuletzt aufgrund der großen medialen Aufmerksamkeit, den uns die Prämierung des ganzheitlichen Spielkonzeptes mit dem „European Excellence Award“ eingebracht hat. Diese Prämierung macht uns sehr stolz, denn sie zeigt, dass ein kommunales Unternehmen – gemeinsam mit Partnern aus der freien Wirtschaft – auch im digitalen Bereich als Ideenschmiede und Projektinitiator neue, spannende Konzepte entwickeln und mit großem Erfolg dadurch Mehrwerte schaffen kann.
Mittlerweile unterstützen wir weitere kommunale Unternehmen bei der Umsetzung „ihrer“ interaktiven Erlebnis-Spielplätze nach unserer Blaupause und mit unserem Konzept als White-Label-Paket.
Im Jahr 2020 haben die Stadtwerke Menden erstmalig ein mit 20.000€ dotiertes Förderprogramm gestartet, das klimafreundliche Investitionen Ihrer Kunden bezuschusst. Wie viele Kunden haben sich daran beteiligt? Welche Investitionen wurden getätigt?
Mit unserem Förderprogramm möchten wir die Mendener*innen bei der Einsparung von Energie und der Reduzierung von Emissionen unterstützen. Bisher haben 120 Kunden diese Förderung in Anspruch genommen. Das heißt in Zahlen, es wurden 31 Elektrofahrzeuge, 66 Haushaltsgeräten, 3 Photovoltaikanlagen mit Batteriespeichern und 20 Wallboxen gefördert.
Welcher Umstand kann hierbei positiv hervorgehoben werden?
Zum einen, dass wir durch das Förderprogramm auf unser Ökostromprodukt naturliebeStrom aufmerksam machen konnten und dadurch neue Kunden gewonnen haben, die nun auch zum Klima- und Naturschutz in Menden beitragen.
Zum anderen ist die sehr positive Zusammenarbeit mit dem lokalen Handel zu nennen. Die Händler vor Ort haben für das Förderprogramm geworben und somit dafür gesorgt, dass fast 90% der geförderten Produkte in Menden gekauft wurden.
Wird es für 2021 wieder ein Förderprogramm dieser Art geben?
Das Förderprogramm soll nun jährlich neu aufgelegt werden. Es läuft bereits wieder seit 01.01.2021 und ist erneut mit 20.000 € dotiert. Bislang sind fast 60 Förderanträge eingegangen.
Welche Projekte sind für 2021 geplant und was liegt Ihnen gegebenenfalls besonders am Herzen?
In diesem Jahr liegt der Fokus in unserem Haus auf Mobilitäts- und Digitalisierungsprojekten. Zusammen mit unseren kommunalen Partnern möchten wir Menden zur SmartCity entwickeln.
Für das Mendener Stadtgebiet arbeiten wir aktuell an einem Konzept für ein ganzheitliches Parkraummanagement.
Ziel ist es, von einer reinen Stellplatzvermietung zu einer smarten und multimodalen Mobilitätslösung für Menden zu gelangen. Damit wird der Parkplatz oder das Parkhaus zur Mobilitätsstation mit diversen Dienstleistungen wie E-Car-Sharing, öffentlichen Ladestationen sowie Verleihmöglichkeiten für E-Bikes und E-Scooter.

„naturliebe“-Förderprogramm; Förderung von energieeffizienten Haushaltsgeräten, Foto: Stadtwerke Menden GmbH
Eine starke und partnerschaftliche Vernetzung mit dem ÖPNV ist dabei ebenso wesentlich wie die Verbindung zum Kerngeschäft der Stadtwerke Menden.
Im Rahmen der Digitalisierung arbeiten wir mit Hochdruck an dem Relaunch unserer APP-Lösung momend (mobiles Menden). Die momendAPP ist für uns ein wichtiges Instrument zur Kundenkommunikation. Was ist heute los in Menden? Wo finde ich die nächste Ladesäule für mein E-Auto? Was gibt es Neues in der Stadt? Alle diese Informationen werden in der momendAPP gebündelt und können demnächst, dank neuer Technologie, smart und intuitiv vom Nutzer abgerufen werden.
Dies sind nur zwei Projekte von über 30, die aktuell in unserem Hause realisiert werden.
Wie sehen Sie die Zukunft der Stadtwerke Menden? Was möchten die Stadtwerke Menden in den nächsten 10 Jahren erreichen?
Für die Stadtwerke Menden blicke ich in eine positive Zukunft. Der Klima- und Umweltschutz, sowie die Digitalisierung bieten ein großes Potential für unser Haus. Im Jahr 2015 haben wir damit begonnen, die Stadtwerke von einem reinen Energieversorger zu einem Lösungsanbieter zu entwickeln. Gemeinsam mit unseren Partnern möchten wir finanzierbare und klimagerechte Versorgungs- und Mobilitätskonzepte in Menden anbieten. Im Fokus stehen unsere Kunden. Digitale Technologien helfen uns dabei, kundenorientierte Produkt- und Serviceangebote zu entwickeln. Trotz aller Veränderungen sind wir uns stets unserer sozialen Verantwortung für Menden bewusst.
Was wünschen Sie sich persönlich in 2021?
Gesund durch die Pandemie zu kommen und so schnell wie möglich wieder zur Normalität zurückzukehren. Ich freue mich auf viele persönliche Gespräche mit Kunden und Geschäftspartnern.
Vielen lieben Dank für ihre Zeit, lieber Herr Nickel, und dieses inspirierende Interview. Alles Gute für Sie und die Stadtwerke Menden.