
Foto: Stadtwerke Bernau GmbH
2021 haben einige Stadtwerke trotz der aktuellen Situation aufgrund der Corona-Pandemie einen Grund zur Freude, denn es ist ein Jubiläumsjahr für sie und einige werden sogar gleich „alt“. Auf 30 erfolgreiche Geschäftsjahre können in diesem Jahr die Stadtwerke Wernigerode, die Stadtwerke Strausberg, die Stadtwerke Lutherstadt Wittenberg und die Stadtwerke Bernau zurückblicken. Alle Jubilare bieten für ihren Kunden, Geschäftspartnern und langjährigen Freunden verschiedene Aktionen und für den Sommer geplante Feste an.
AKTUELLES hat das Jubiläum der Stadtwerke Bernau GmbH genutzt, um mit Bärbel Köhler, Geschäftsführerin der Stadtwerke Bernau, über die vergangenen 30 Jahre, Frauen in Führungspositionen, ihren nahenden Ruhestand und die Zukunft der Stadtwerke Bernau zu sprechen.
Bärbel Köhler ist seit dem 1. November 2001 Geschäftsführerin der Stadtwerke Bernau GmbH.
Liebe Frau Köhler, Sie und die Mitarbeiter der Stadtwerke Bernau GmbH können in diesem Jahr auf 30 erfolgreiche Geschäftsjahre zurückblicken. Dazu gratulieren wir, die Vi-Strategie GmbH, Ihnen ganz herzlich und wünschen den Stadtwerken Bernau auch für die Zukunft alles Gute. Welche Highlights würden Sie persönlich gern hervorheben, wenn Sie auf die Geschichte der Stadtwerke Bernau zurückblicken?
Das ist gar nicht so einfach, denn es gab viele Höhepunkte. Eins der ersten wichtigsten Ereignisse war die Übernahme der Geschäftsbesorgung für den hier ansässigen Wasser- und Abwasserverband „Panke/Finow“ im Jahr 1994. Hier ging es nicht nur darum die technische und kaufmännische Betriebsführung durchzuführen, sondern wir haben auch 35 Mitarbeiter übernommen und in unsere Geschäftsprozesse eingegliedert. Ein zweites wichtiges Ereignis war die Übernahme des Stromvermögens in 1999 von der damaligen OSE (Oder-Spree-Energieversorgung) Dem war ein langer Rechtsstreit voraus gegangen, den wir dann gewonnen haben. In den Jahren 2012 – 2014 haben wir sowohl im Strom als auch im Gas Konzessionen für die eingemeindeten Ortsteile von Bernau erhalten. Darauf sind wir sehr stolz. Aktuell haben wir unsere Strategie im Bereich Fernwärme „Mehr Power für Bernauer“ umgesetzt. Damit haben wir einen Meilenstein in unserer Unternehmensgeschichte erreicht. Die Wärmeversorgung Bernaus wurde dadurch effizienter, klimaschonender und zukunftsfähiger. Insgesamt investierten wir in dieses Projekt rund 6,3 Millionen Euro und konnten damit den Primärenergiefaktor halbieren.
Wichtig sind für mich aber auch die Dinge, die wir für die Bürger der Stadt Bernau erreicht haben, um die Stadt für alle noch lebenswerter zu gestalten. Dazu zählt für u.a. die jährliche Durchführung einer Eisbahn, die weihnachtliche Gestaltung der Innenstadt mit Illumination am Gaskessel und die Errichtung eines Kulturzentrums im Ofenhaus. Darauf sind wir alle sehr stolz.
Zur jüngeren Geschichte der Stadtwerke zählt, wie bei allen Unternehmen in Deutschland, auch die Corona-Pandemie. Welchen Einfluss hatte diese auf die Stadtwerke Bernau im letzten Jahr?
Wie sind die Stadtwerke in diesem Zusammenhang mit neuen Herausforderungen umgegangen?
Ja ich gebe zu, dass war schon eine Herausforderung von heute auf morgen die Art und Weise des Arbeitens miteinander neu zu organisieren. Oberste Priorität dabei hatte der Schutz unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dank der Unterstützung aller haben wir diese Anforderung aber gut gemeistert. Mittlerweile haben wir uns gut auf die Pandemie eingestellt. Im Bereich der Verwaltung arbeiten wir in wechselnden Teams von zu Hause oder vor Ort. Das klappt sehr gut und wurde von den Mitarbeitenden sehr gut angenommen. Im Bereich des technischen Service werden unsere Monteure direkt von zu Hause zu ihren Einsätzen eingeteilt, um auch hier Kontakte zu verringern und alle zu schützen. Natürlich hat dadurch auch die Digitalisierung in unserem Unternehmen einen ordentlichen Schub nach vorne bekommen. Ohne die Pandemie wären wir hier bestimmt noch nicht so weit.
Hervorzuheben aus dem vergangenen Jahr ist ebenfalls, dass Sie und Bernaus Bürgermeister André Stahl am 4. Juni gemeinsam das neue Parkhaus der Stadtwerke in der Breitscheidstraße im Zentrum Bernaus eröffnet haben. Ihrem Parkhaus liegt ein smartes Konzept zugrunde. Können Sie dieses bitte beschreiben?
Ja mit dem Bau eines Parkhauses haben wir ein für uns neues Geschäftsfeld eröffnet.
Da wir als Energieversorger aber auch ein besonderes Augenmerk auf Innovation und Klimaschutz legen, haben wir das Konzept so gestaltet, dass wir das Parkhaus bzw. die darin verbauten technischen Anlagen mit Strom betreiben, der durch zwei auf dem Dach des Parkhauses installierten PV-Anlagen produziert wird. Im Parkhaus selbst wurden 10 Ladesäulen für E-Fahrzeuge errichtet, die ebenfalls mit Strom aus den PV-Anlagen betrieben werden. Somit wird unser Parkhaus autark betrieben
Ein weiteres Projekt aus dem vergangenen Jahr ist kreativer Natur. Im April haben die Stadtwerke Bernau damit begonnen 47 von insgesamt rund 700 Stromkästen mit energiereichen Sprüchen wie „Strom so viel ihr VOLT“ zu gestalten. Sprüche wie dieser erregen mit Sicherheit Aufmerksamkeit. Wie sind ihre Stromkästen-Sprüche entstanden?
Strom fällt den meisten Menschen erst auf, wenn er einfach wegbleibt. Wir wollten das auf eine etwas andere Weise gern sichtbar machen. Das Projekt wurde von langer Hand geplant, ihm war ein Sprüche-Wettbewerb unter den Mitarbeitern der Stadtwerke vorausgegangen. Einzige Bedingung für die Teilnahme am diesem Kreativwettbewerb war, dass es einen klaren Bezug zu Energie im Allgemeinen oder Strom geben muss. Ausgewählt hat die Sprüche eine Mitarbeiterjury.
Mit der Aktion möchten die Stadtwerke einerseits auf die Energieversorgung aufmerksam machen, die allzu oft als selbstverständlich wahrgenommen wird und anderseits hübschen die frisch gestalteten Verteilerkästen zusätzlich das Stadtbild auf.

Sie leiten die Stadtwerke Bernau seit dem 1. November 2001 motiviert und mit Erfolg. Eine Studie der Zeppelin Universität zu Friedrichshafen in Baden-Württemberg hielt als Kernergebnis vergangenes Jahr fest, dass deutschlandweit lediglich 9,1 % der Führungskräfte der kommunalen Stadtwerke weiblich sind. Was sind aus ihrer Sicht die Gründe für so einen geringen Anteil an weiblichen Führungskräften?
Das ist aus meiner Sicht schwer zu sagen, aber ich denke, dass zum einen oft die eingeschränkte Flexibilität am Arbeitsplatz und zum anderen die Herausforderungen von Beruf, Haushalt und Kinderbetreuung unter einen Hut zu bringen, Gründe dafür seien könnten. Aber Frauen müssen es auch wollen und manchmal auch dafür kämpfen.
Der Hauptgeschäftsführer des VKU, Ingbert Liebing, räumte dem energate-messenger gegenüber ein „Beim Frauenanteil in den Chefetagen der Kommunalwirtschaft gibt es nach wie vor Nachholbedarf“. Wie kann dieser Nachholbedarf aus ihrer Sicht umgesetzt werden? Welche Grundlagen für einen höheren Anteil an weiblichen Führungskräften müssten aus ihrer Sicht geschaffen werden?
Ich denke, dass zu erst natürlich den Frauen die gleichen Rechte, wie den Männern eingeräumt werden müssen. Also bei gleichen Voraussetzungen den Frauen auch die gleichen Chancen ermöglichen. Weiterhin muss es in den Unternehmen auch gelebt werden und dass muss bereits beim Personalentwicklungskonzept berücksichtigt werden. Bei der Erarbeitung von solchen Konzepten müssen die Frauen die Möglichkeit zur Mitarbeit bekommen und ihre Meinung muss auch erwünscht sein. Bei den Stadtwerken in Bernau setzen wir das so um. In unserer obersten Führungsriege sind von insgesamt vier Bereichsleitern zwei weiblich.
Wenn Sie einen Moment darüber nachdenken, wie ist es für Sie ganz persönlich eine der wenigen Frauen in einer hohen Führungsposition zu sein? Empfanden Sie rückblickend beruflich mehr Schwierigkeiten oder Vorzüge?
Das ist nicht so ganz einfach zu beantworten. Anfangs musste ich mich schon ganz schön anstrengen, um von mir und von meinen Leistungen zu überzeugen. Mein damaliger Kollege hatte es da deutlich einfacher. Auch die finanzielle Vergütung war in den ersten Jahren nicht gleich und ich musste um eine Anpassung ganz schön kämpfen. Das hat mich stark gemacht. Auf der anderen Seite kann man als Frau auch weibliches Geschick bei Verhandlungsführungen einsetzen. Frauen sind hier oftmals diplomatischer als ihre männlichen Kollegen. Aus heutiger Sicht schaue ich auf meine Entwicklung positiv zurück. Ich habe sehr viel gelernt sowohl beruflich als auch menschlich und das möchte ich nicht missen.
Aus einer Pressemitteilung der Stadtwerke Bernau GmbH vom 9. Dezember 2020 geht hervor, dass Sie in einem guten Jahr in den Ruhestand gehen werden. Ihr Nachfolger, namentlich Detlef Stöbe, wurde bereits durch den Aufsichtsrat bestellt. Sie waren an der Auswahl der zahlreichen Bewerber aus ganz Deutschland beteiligt. Womit konnte sich ihr Nachfolger gegenüber allen anderen Bewerbern durchsetzen und was war Ihnen persönlich bei diesem Auswahlverfahren wichtig?
Mit der Nachfolge der Geschäftsführerposition waren die Stadtwerke rechtzeitig dran. Denn gute Fachkräfte zu binden ist nicht ganz einfach. Es gab viele Bewerbungen aus dem gesamten Bundesgebiet, die uns zeigten, dass die Stadtwerke Bernau ein leistungsstarker Versorger sind. Mir ist es wichtig, das fortzusetzen. Deshalb wollten wir hier jemanden aus der Branche gewinnen, der gut mit Zahlen kann und der auf die vorhandene Strategie als Basis für die Zukunft der Stadtwerke Bernau aufsetzt und das Unternehmen weiterentwickelt, damit es auch in den nächsten Jahren in einem sehr umkämpften Markt besteht. Ich glaube, dass wir mit Herrn Stöbe einen Nachfolger gefunden haben, der sich dieser Aufgabe gerne stellt und gemeinsam mit allen Mitarbeitenden die Stadtwerke Bernau weiter voranbringt.
Wenn Sie auf ihren nahenden Ruhestand blicken mit welchem Gefühl lassen Sie dann „ihr“ Unternehmen zurück? Wie gut sind die Stadtwerke Bernau aus ihrer Sicht für die Zukunft aufgestellt beziehungsweise gewappnet?
Auf den Abschied blicke ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Ich freue mich, ein gesundes und für die Zukunft gut aufgestelltes Unternehmen an meinen Nachfolger zu übergeben und bin stolz auf das, was ich gemeinsam mit meinem Team erreicht habe. Und natürlich wird mein Abschied in einem knappen Jahr auch von Wehmut begleitet werden, aber jetzt freue ich mich erstmal auf die kommenden Monate und auf die Staffelstabübergabe im Sommer. Gemeinsam mit meinem Nachfolger werden wir dann in den letzten Monaten des Jahres eine ordentliche Übergabe durchführen.
Ihr letztes Jahr als Geschäftsführerin der Stadtwerke Bernau GmbH ist wie bereits eingangs erwähnt ein Jubiläum. Auf welche Angebote und Aktionen dürfen sich ihre Mitarbeiter, Kunden, Geschäftspartner und treue Begleiter freuen?
Das ist in diesem Jahr sehr schwierig. Durch die Pandemie können wir einfach keine Präsenzveranstaltungen oder Ähnliches durchführen. Deshalb habe ich meine Kollegen am 1.Februar mit einer Videobotschaft überrascht. Mir war es wichtig, hier allen meinen persönlichen Dank für die Unterstützung, in den vergangenen Jahren auszusprechen und ihnen Mut zu machen für die Zukunft. Alle Mitarbeitenden erhielten eine kleine Aufmerksamkeit.
Aktionen mit Kunden oder Geschäftspartnern waren bisher nicht möglich, aber sollte es noch in diesem Jahr möglich sein ein entsprechendes Event durchzuführen, dann werden und wollen wir das tun.
Liebe Frau Köhler bitte sagen Sie uns abschließend, wo Sie persönlich – auch aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung – die Energiewirtschaft in den nächsten 10 Jahren sehen und in diesem Zusammenhang, was aus ihrer Sicht getan werden muss, um die Energiewende doch noch zu realisieren.
Die Energiewirtschaft wird sich in den nächsten Jahren rasant weiter entwickeln. Wir arbeiten auch gerade an unserer „Strategie 2030“.
Eine entscheidende Rolle spielt dabei der Klimaschutz. Hier müssen alle ihre Kräfte bündeln, um die ambitionierten Ziele zu erreichen. Vor Ort in den Städten und Gemeinden müssen wir gemeinsam Lösungen finden und umsetzen, die machbar und bezahlbar sind.
Der Ausbau erneuerbarer Energiequellen bleibt dabei die wichtigste Aufgabe und die Senkung des CO2 Ausstoßes muss durch moderne Anlagen und den Einsatz von umweltfreundlichen Brennstoffen weiter ein wichtiges Ziel bleiben.
